25. Kongress der ISHRS
25. Kongress der ISHRS 2017 in Prag
Haartransplantationen werden weltweit und auch in Deutschland immer beliebter. Das liegt an den neuen mikrochirurgischen Methoden, die zu natürlichen Ergebnissen führen. Die ISHRS hat mittlerweile über 1000 ärztliche Mitglieder aus 70 Ländern. Eine aktuelle Mitgliederbefragung der ISHRS, an der sich 300 Ärzte beteiligten, ergab beeindruckende Zahlen: Weltweit wurden zirka 600 000 Haartransplantationen im Jahr 2016 durchgeführt, davon etwa 80 000 in Europa. Das ist eine Steigerung um 40% im Vergleich zum Jahr 2014. Etwa die gleiche Anzahl an Haartransplantationen werden geschätzt von Nichtmitgliedern der ISHRS durchgeführt. Etwa 85% aller Patienten waren Männer, 15% Frauen. In beiden Gruppen waren 60% der Behandelten zwischen 30 und 49 Jahren alt. Der Anteil an „FUE Haartransplantationen“ (Follikular Unit Exzisionen, punktuelle Entnahme einzelner Haareinheiten) lag bei 52%, der Anteil an „FUT Haartransplantationen“ (Hautentnahme mit mikroskopischer Vereinzelung der enthaltenen Haareinheiten) lag bei 48%. Regional gibt es jedoch abhängig von den jeweiligen Haartypen große Unterschiede, da „FUT- Transplantationen“ bei feinem Haar schonender und ergiebiger sein können. Für die Patienten ist es vorteilhaft, wenn die Haarchirurgen mit ihrem Team beide Entnahmetechniken beherrschen.
Dr. med. Neidel erhält die Urkunde für den „Global Council“ der ISHRS
In Prag fanden Diskussionsrunden, Plenarvorträge und Workshops für Arzte und ihre Assistenten statt. Eine umfangreiche Industrieausstellung stellte zahlreiche Mikroinstrumente zur Haartransplantation vor, von Spezialpinzetten über Lupen und Mikronadeln bis hin zu Roboter-assistierten Operationssystemen.
Bemerkenswert war die Vielzahl an neuen Geräten zur Einzelentnahme der Haarwurzeln (FUE), um die Nachteile der fragilen FUE-Transplantate gegenüber den robusteren FUT-Transpantaten möglichst auszugleichen. Ziel ist eine schonende Exzision der Haareinheiten, um eine Haarwurzelverletzung zu vermeiden und Follikel mit möglichst viel Umgebungsgewebe zu gewinnen. Dies könnte durch neue Hohlnadeln („Mikropunches“) mit weniger scharfen Schnitträndern gelingen. Da die durch einzelne Exzision gewonnenen FUE-Transplantate im Vergleich zu FUT-Transplantaten dünner und verletzlicher sind, könnte die Verwendung von Implanterstiften zum Einsetzen der Haarwurzeln in die Kopfhaut gegenüber Pinzetten schonender sein. Jedoch sind für feines Haar geeignete Implanter erst in der Erprobung. Die verschiedenen Techniken wurden im Vorfeld des Weltkongresses bei einem dreitägigen Live- OP- Workshop der ISHRS in Polanica Zdroj (Polen) an unterschiedlichen Patienten demonstriert. Es zeigte sich, dass es nicht in erster Linie auf die Finessen der Geräte, sondern vor allem auf das manuelle Geschick der Haarchirurgen ankommt. Genauere Aussagen werden von Studien einer ISHRS Task Force erwartet.
Weitere Themen des Ärztetreffens waren die Kombination von FUT und FUE- Entnahmen für eine größere Ausbeute an Haartransplantaten, um wegen der begrenzten Spenderfläche am Hinterkopf (Haarkranz) ein unästhetisch ausgedünntes Spenderareal zu vermeiden. Ergänzend wurden erörtert und vorgestellt: Medikamentöse Therapien (Minoxidil, Finasterid u.a.), die Kopfhautbehandlung mit Plättchen-reichem Plasma aus Eigenblut (PRP), Low Level Laser Therapie, Prostaglandine und Skalp- Mikropigmentierung sowie neue Aspekte der Forschung zu Ursachen und Therapie von Haarausfall (Vorträge renommierter Haarforscher wie Claire Higgins, Ralf Paus und Antonella Tosti). Die zellbasierte Therapie mit Stammzellen lässt weiter auf sich warten, ebenso neue Medikamente oder Gentherapien.
Der Verband der deutschen Haarchirurgen VDHC (Präsident Dr. med. F.G. Neidel) wurde mit einer Jubiläumsplakette zum 25jährigen Bestehen der ISHRS ausgezeichnet.
Auch die deutschen Haarchirurgen unterstützen die ISHRS- Medienkampagne „The doctor performs the Surgery“. Denn eine nachhaltig erfolgreiche Haarwurzelverpflanzung erfordert viel Erfahrung, medizinisches Wissen und chirurgisches Können. Haarfollikel sind empfindliche Mikroorgane, die nur begrenzt zur Verfügung stehen. Operationen, die von Laien oder von nicht in Deutschland zugelassenen Ärzten und Personal durchgeführt werden, stellen eine Gefahr für die Patienten dar.
Für das Gelingen einer Haartransplantation entscheidend ist die persönliche Beratung, Voruntersuchung, Planung, Durchführung und Nachbehandlung durch einen in der Haartransplantation jahrelang erfahrenen Facharzt, gemeinsam mit seinem ausgebildeten Team.